Rückenschmerzen und Spinalkanalstenose: Symptome, Ursachen, Lösungen
Zuletzt aktualisiert am 06. Januar 2024, Lesezeit: 8 Min.
Nach einem langen Tag im Bürostuhl, dem Heben einer schweren Kiste oder manchmal einfach so, ohne ersichtlichen Grund – Rückenschmerzen sind so alltäglich wie lästig. Oft schieben wir sie auf mangelnde Bewegung oder das Alter. Aber manchmal verbirgt sich dahinter mehr. Eine dieser weniger bekannten, aber bedeutenden Ursachen ist die Spinalkanalstenose.
Nun, der Begriff „Spinalkanalstenose“ hört sich zunächst etwas technisch und abstrakt an. Genau das wollen wir in diesem Artikel ändern und erklären, was sich hinter der eher unbekannten Wirbelsäulenerkrankung verbirgt und vor allem, wie du ihr vorbeugen kannst.
Gliederung
Was ist Spinalkanalstenose?
Spinalkanal-Stenose, auch bekannt als Spinalkanal-Spinose, ist eine Erkrankung, die durch eine abnormale Verengung des Spinalkanals charakterisiert ist.
Der Spinalkanal, oder auch neurale Foramina genannt, ist ein langer, röhrenförmiger Hohlraum, der durch die Wirbelkanäle der einzelnen Wirbelknochen gebildet wird. Betrachtet man die Wirbelsäule genauer, erkennt man, dass jeder Wirbel auf der Rückseite einen Hohlraum besitzt, durch den das Rückenmark, die Spinalwurzeln und die dorsalen Wurzelganglien verlaufen, die von dort aus zu verschiedenen Teilen des Körpers führen. Dies ist der Spinalkanal. Zum Schutz und zur Stabilität wird er von verschiedenen Bändern umgeben.
Wenn dieser Kanal verengt ist, kann es zu Druck auf das Rückenmark und die Nerven kommen, was zu Schmerzen und anderen Symptomen führt.
Je nach dem betroffenen Teil der Wirbelsäule unterteilt man die Stenose in zervikale, thorakale und lumbale Stenose ein. Lumbarstenose, die den unteren Rücken betrifft, ist am häufigsten, gefolgt von Zervikalstenose, welche sich auf die Halswirbelsäule bezieht [1].
Was ist eine Stenose?
Stenose ist ein Begriff aus dem Altgriechischen und bedeutet „Verengung“. Im Medizinischen bezeichnet man mit Stenose die Verengung von Hohlorganen (zum Beispiel von Blutgefäßen, der Luftröhre, oder des Spinalkanals).
Spinalkanalstenose – ein weltweites Problem
Die Spinalkanalstenose mag sich nach einem schwer verständlichen medizinischen Begriff anhören, jedoch ist sie ein weit verbreitetes Leiden, das Menschen weltweit betrifft. Laut Statistiken leiden allein in Deutschland mehr als 400.000 Menschen an der Wirbelsäulenerkrankung und weltweit sind die Zahlen noch höher.
Genaue Ziffern sind jedoch schwer zu ermitteln, da nicht alle Fälle der Stenose diagnostiziert werden. Tatsächlich entwickeln nämlich viele Betroffene nicht zwangsläufig Symptome. Insbesondere in den frühen Stadien kann die Stenose asymptomatisch verlaufen.
Die Prävalenz der Wirbelsäulenerkrankung nimmt mit dem Alter signifikant zu, und Menschen über 60 Jahre sind am stärksten betroffen [1]. Eine Studie ergab, dass etwa 20-40% der älteren Betroffenen aufgrund von degenerativen Veränderungen in der Wirbelsäule Anzeichen einer Spinalkanalstenose aufweisen, aber nicht alle von ihnen Symptome wie Schmerzen oder neurologische Probleme haben [2].
Das Auftreten von Symptomen bei Spinalkanalstenose hängt stark von der Schwere der Verengung und anderen Faktoren ab. Einige Menschen können mit einer milden Stenose leben, ohne Symptome zu entwickeln, während andere bereits bei einer moderaten Verengung erhebliche Beschwerden verspüren.
Symptome der Spinalkanalstenose
Die Symptome einer Spinalkanalstenose variieren je nach Grad der Verengung, beinhalten aber typischerweise Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit, insbesondere im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) oder der Lendenwirbelsäule (LWS).
Anfängliche Symptome sind oft unspezifisch und vielfältig, mit fortlaufender Erkrankung können die Beschwerden stärker werden und zu schwerwiegenderen Einschränkungen führen. Die typischen Anziechen einer Spinalkanalstenose sind:
- Rückenschmerzen: Schmerzen in der Halswirbelsäule (HWS) oder im unteren Rückenbereich (LWS), die sich oft in die Beine ausbreiten.
- Beinschmerzen: Insbesondere beim Gehen, Stehen und Sitzen.
- Einschränkung der Beweglichkeit: Muskelverspannungen in der Wirbelsäule, die die Beweglichkeit erschweren. Ein typisches Phänomen bei Spinalkanalstenose ist, dass die Schmerzen beim Zurückbeugen des Rumpfes auftreten und die Symptome nachlassen, sobald der Rumpf nach vorn kippt und so die Wirbelsäule gedehnt wird. Etwa die Hälfte der von Spinalkanalstenose Betroffenen hat zusätzlich einen Gleitwirbel, bei dem ein Wirbel aus seiner normalen Position herausgleitet und dadurch die Nervenstränge bei jeder Bewegung einklemmt [3].
- Kribbeln und Taubheitsgefühle: Betroffene berichten mitunter von Gefühlsstörungen in den Beinen, Missempfindungen wie Brennen, Ameisenlaufen, Kältegefühl oder ein Wattegefühl unter den Füßen. Bei längerem Anhalten der Beschwerden kann es mitunter zu Schwächegefühlen in der Beinmuskulatur kommen, was in manchen Fällen zum Hinken (Claudicatio spinalis) führt.
- Krämpfe: Einige Menschen erleben Beinkrämpfe, die das Gehen erschweren.
- Probleme mit Blase und Darm: In fortgeschrittenen kann es auch zu Blasen- und/oder Mastdarmstörungen kommen, was zu Problemen beim Stuhlgang und Wasserlassen oder sogar zu Inkontinenz führen kann. In seltenen Fällen führt die Spinalkanalstenose zu einem Querschnittssyndrom [3][4].
Die Spinalkanalstenose ist ein komplexes medizinisches Thema, aber mit einem Verständnis für die Erkrankung können Menschen bewusstere Entscheidungen treffen, um ihre Wirbelsäulengesundheit zu erhalten. Solltest du die genannten Symptome bei dir feststellen, ist es ratsam, einen Facharzt zu konsultieren, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Gründe für eine Spinalkanalstenose können vielfältig sein. Wie bereits erwähnt, ist das Alter ein Hauptfaktor für die Entwicklung der Wirbelsäule. Aber auch genetische Veranlagungen oder andere Erkrankungen, wie Osteoarthritis, rheumatoide Arthritis, Wirbelsäulentumoren oder Skoliose sind Faktoren, die das Risiko für eine Erkrankung am Spinalkanal erhöhen können [5].
Die Verengung des Spinalkanals wird hauptsächlich durch eine der folgenden Umstände verursacht. Häufig ist auch eine Kombination dieser strukturellen Veränderungen der Fall:
- Bandscheibenverwölbung: Die Stabilität und Dicke der Bandscheiben nimmt mit zunehmendem Alter ab. Kommt es dadurch zu einer Verwölbung, kann die Bandscheibe in den Spinalkanal drücken und so zu einer Verengung führen.
- Wirbelgleiten: Die Veränderung der Bandscheiben kann auch einen Effekt auf die Stabilität der Wirbel selbst haben und sie aus ihrer normalen Position in Richtung des Spinalkanals drücken, was wiederum Druck auf das Rückenmark ausüben kann.
- Arthrose: Altersbedingte Arthrose kann dazu führen, dass sich Verknöcherungen an den Rändern der Wirbel bilden. Bilden sich solche Knochenzysten an den Stellen am Wirbel, wo Nerven liegen, kann die Verengung zu Schmerzen führen.
- Verdickte Bänder: Eine Verdickung der Bänder im Wirbelkanal kann den Raum weiter einschränken und die Nervenwurzeln beeinträchtigen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlungsmöglichkeiten für Spinalkanalstenose können je nach Schweregrad der Erkrankung variieren. Hier sind einige der gängigen Behandlungsansätze, wobei die Wirksamkeit durch verschiedene Studien untersucht wurde:
Konservative Therapie
Physikalische Therapie: Eine Studie in "The New England Journal of Medicine" ergab, dass Physiotherapie zur Linderung von Symptomen bei Patienten mit Spinalkanalstenose beitragen kann. Die Studie betonte die Wichtigkeit von Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur [6].
Schmerzmedikamente: Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) und Analgetika können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Eine Überprüfung der Literatur in "Spine" ergab, dass diese Medikamente bei der Kontrolle von Schmerzen bei Patienten mit Spinalstenose wirksam sein können [7].
Injektionen: Epidurale Steroidinjektionen werden manchmal verwendet, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Eine Studie in "The Spine Journal" fand heraus, dass Epiduralinjektionen bei einigen Patienten kurzfristige Schmerzlinderung bieten können [8].
Chirurgische Eingriffe
Laminektomie: Dies ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Teile des Wirbelbogens entfernt werden, um mehr Platz im Wirbelkanal zu schaffen. Eine randomisierte kontrollierte Studie in "The New England Journal of Medicine" ergab, dass die Laminektomie bei Patienten mit schwerer Spinalkanalstenose zu einer signifikanten Verbesserung der Schmerzen und der Lebensqualität führte [9].
Minimal-invasive Verfahren: Minimal-invasive Techniken, wie die minimal-invasive lumbale Dekompression (MILD), wurden entwickelt, um die Symptome der Spinalkanalstenose zu lindern. Eine Studie in "Pain Medicine" ergab, dass MILD bei einigen Patienten eine effektive Option sein kann, insbesondere für ältere Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen [10].
Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahl der Behandlungsmethode von individuellen Faktoren abhängt, einschließlich des Schweregrads der Erkrankung, des Alters und der Gesundheitsgeschichte des Patienten. Eine gründliche Bewertung durch einen Facharzt ist entscheidend, um die am besten geeignete Behandlungsoption zu bestimmen.
Lebensstil und Selbstmanagement
Doch was kannst du selbst tun, um die Gesundheit deiner Wirbelsäule zu fördern? Die Anpassung des Lebensstils und das Selbstmanagement spielen hierbei eine wichtige Rolle. Einfache Anpassungen in deinem Lebensstil, können beireits bei der Vorbeugung und Linderung von Symptomen der Spinalkanalstenose helfen. Hier sind einige hilfreiche Tipps und Übungen, die du in Betracht ziehen kannst, um das Risiko zu verringern und deine Lebensqualität trotz Rückenschmerzen zu verbessern:
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Gewichtsmanagement:
Eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, das Gewicht in einem gesunden Bereich zu halten und den Druck auf die Wirbelsäule zu reduzieren. Eine Studie im "Journal of Bone and Joint Surgery" fand heraus, dass Übergewicht das Risiko für die Entwicklung von Spinalkanalstenose deutlich erhöhen kann [11]. -
Stärkung der Muskulatur:
Die Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur unterstützt die Stabilität der Wirbelsäule. Regelmäßige Übungen, die Bauch- und Rückenmuskeltraining enthalten, kombiniert mit Dehnübungen fördern die Rückengesundheit. Auch Yoga hat sich für die Aufrechterhaltung der Gesundheit der Wirbelsäule bewährt. Eine Studie in "Spine" betonte die Bedeutung von Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur bei Patienten mit Spinalkanalstenose [12]. -
Verbesserung der Haltung:
Achte auch darauf, eine aufrechte Haltung einzunehmen und ergonomische Hilfsmittel am Arbeitsplatz zu verwenden. Eine ebenso im "The Spine Journal" veröffentlichte Studie untersuchte die Auswirkungen der Körperhaltung auf die Wirbelsäule im Zusammenhang mit der Spinalkanalstenose und stellte fest, dass eine schlechte Haltung die Symptome deutlich verschlimmern kann, da die Belastung auf die Wirbelsäule nicht richtig verteilt ist [13]. Die Produkte von feela helfen dir dabei, eine gesunde Körperhaltung am Schreibtisch zu bewahren. -
Physikalische Therapie:
Mit einem professionellen Therapeut kannst du spezifische Übungen erlernen, die die Wirbelsäulenmuskulatur stärken und die Flexibilität verbessern. Laut einer Untersuchung im "Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy" sollen gezielte physikalische Therapieübungen bei der Bewältigung von Symptomen der Spinalkanalstenose effektiver sein als verhältnismäβig wahlloses Training [14]. -
Schmerzmanagement:
Spreche mit deinem Arzt über Schmerzmanagement-Optionen, einschließlich Medikamenten, Injektionen und alternativen Therapien. Die Kontrolle der Schmerzen verbessert die Lebensqualität erheblich. Desweiteren kannst du Übungen besser und kontrollierter ausführen, wenn du keine Schmerzen hast, da die Muskulatur dann weniger verkrampft [15]. -
Lebensstiländerungen:
Vermeide das Rauchen und moderiere den Alkoholkonsum. Diese beiden Gewohnheiten beeinträchtigen die Gesundheit in hohem Maβe. Besonders die Durchblutung wird eingeschränkt und die Blutgefäβe, die zur Wirbelsäule führen, können diese nicht mit ausreichend Nährstoffen versorgen. Durch Änderungen deiner negativen Gewohnheiten und kleinen Anpassungen deines Lebensstils, kannst du bereits positive Effekte auf deine Gesundheit erzielen [6].
Moderne Behandlungsansätze und Innovationen
In den letzten Jahren haben sich moderne Behandlungsansätze und Innovationen bei der Behandlung von Spinalkanalstenose entwickelt, welche neue Möglichkeiten zur Linderung von Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen bieten. Hier sind vier wichtige Fortschritte und Ansätze:
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Minimal-invasive Verfahren:
Moderne minimal-invasive Techniken wie die minimal-invasive lumbale Dekompression (MILD) und die transkutane bilaterale Dekompression der Wirbelsäule (TBC) haben sich als vielversprechende Optionen zur Behandlung von Spinalkanalstenose erwiesen. Diese Verfahren ermöglichen es, Gewebe zu schonen und den Eingriff mit kleineren Schnitten durchzuführen. Studien haben gezeigt, dass MILD und TBC bei einigen Patienten wirksam sind und zu schnellerer Genesung und geringeren postoperativen Schmerzen führen können [16][17].
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Bildgesteuerte Navigation:
Die Verwendung von bildgesteuerter Navigationstechnologie bei chirurgischen Eingriffen zur Behandlung von Spinalkanalstenose hat sich weiterentwickelt. Diese Technologie ermöglicht es Chirurgen, präzise und minimal-invasive Eingriffe durchzuführen, indem sie Echtzeitbilder der Wirbelsäule verwenden, um die genaue Position von Instrumenten zu überwachen. Dies kann die Sicherheit und Wirksamkeit der Eingriffe verbessern [18].
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Biologische Therapieansätze:
Die Forschung im Bereich der biologischen Therapieansätze für Spinalkanalstenose gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies umfasst die Verwendung von Stammzellen oder biologischen Faktoren zur Regeneration von beschädigtem Gewebe. Obwohl diese Ansätze noch in der experimentellen Phase sind, könnten sie in Zukunft innovative Behandlungsmöglichkeiten bieten [19].
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Patientenspezifische Implantate:
Auch die Entwicklung von patientenspezifischen Implantaten und Prothesen für die Wirbelsäule hat zugenommen. Diese Implantate werden unter Berücksichtigung der individuellen Anatomie des Patienten hergestellt, was eine bessere Passform und Funktionalität ermöglicht. Dies kann dazu beitragen, die Ergebnisse der Operationen zu verbessern und die Genesung zu beschleunigen [20].
Obwohl es bereits Fortschritte in der Behandlung von Spinalkanalstenose gibt, gibt es auch weiterhin Raum für neue Technologien und Innovationen. Die Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von wirksameren nicht-chirurgischen Behandlungsmethoden, die Identifizierung von Biomarkern zur Bekanntmachung des Krankheitsverlaufs und die Verbesserung der bildgebenden Diagnostik.
Insgesamt zeigen diese Fortschritte in der Medizin und Technologie, dass die Behandlung von Spinalkanalstenose kontinuierlich verbessert wird, um den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden und die besten Ergebnisse zu erzielen.
Kann man mit einer Verengung des Wirbelkanals leben?
Ja, es ist möglich, mit einer Spinalkanalstenose zu leben, und die Lebensqualität kann durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten verbessert werden. Die Symptome können in vielen Fällen durch konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Schmerzmedikamente und Veränderungen des Lebensstils kontrolliert werden. In schwereren Fällen kann eine Operation erwogen werden. Die Prognose hängt von der Schwere der Stenose und der individuellen Gesundheit ab. Es ist wichtig, eng mit medizinischen Fachkräften zusammenzuarbeiten, um die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln und die Lebensqualität zu erhalten.
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