Der Smartphone Nacken: So schadet dein Handy deiner Haltung

Veröffentlicht am 18. Februar 2024 von Dipl.-Ing. (FH), MBA Marco Winter

Zuletzt aktualisiert am 18Februar 2024, Lesezeit: 7 Min.

Hast du schon einmal etwas vom Smartphone-Nacken gehört? Oder ist dir der Begriff „Text-Neck“ geläufig? Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, das in den letzten Jahrzehnten immer stärker an Prominenz gewonnen hat. Vielleicht hast du selbst schon einmal die typischen Beschwerden wie Nackenschmerzen oder Verspannungen erlebt, die durch das ständige Nach-unten-Blicken auf dein Handy oder Tablet entstehen. Schauen wir uns an, was genau dahinter steckt, und was wir tun können, um dem Effekt des Handynackens entgegenzuwirken.

Schmerzen in der Halswirbelsäule durch den Smartphone-Nacken

Gliederung

  1. Einleitung

  2. Was ist ein Smartphone Nacken?

  3. Welche Probleme bringt das ständige Kopf-Neigen mit sich?

  4. Wissenschaftlicher Hintergrund

  5. Prävention und Management

  6. Wann man einen Arzt aufsuchen sollte

Einleitung

Handynacken führt zu einer überlastung der Halswirbelsäule und fehlhaltungen bei jugendlichen

Die Nutzung von Smartphones, Tablets & Co. hat in den letzten Jahrzehnten weltweit außerordentlich zugenommen. Aktuelle Statistiken deuten darauf hin, dass durchschnittliche Handy-Benutzer ihr Gerät mehr als 2.600 Mal am Tag berühren und etwa 3 bis 5 Stunden täglich damit verbringen, auf den Bildschirm zu blicken [1].

In Deutschland hat die Verbreitung der mobilen Alleskönner einen beeindruckenden Höhepunkt erreicht, der die tiefgreifende Integration dieser Technologie in unserem täglichen Leben unterstreicht. Nach Schätzungen des Bundesverbandes für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. erreichte der Handy-Absatz im Jahr 2023 rund 19,5 Millionen Stück, mit etwa 67,6 Millionen Menschen, die in Deutschland ein Mobiltelefon nutzen. Diese Zahlen betreffen alle Altersschichten: Von 94,2 Prozent bei den 14- bis 19-Jährigen, über 95,5 Prozent bei 20- bis 29-Jährigen und beeindruckenden 96 Prozent in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren. Der Anteil der Handynutzer bei den über 70-Jährigen beläuft sich immerhin noch auf 68,2 Prozent.

Ein besonders augenfälliges Phänomen ist die frühe Nutzung von Smartphones. Mehr als 60 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren nutzen bereits ein Handy, und bei den 10- bis 12-Jährigen steigt dieser Anteil auf über 90 Prozent. Beliebte Aktivitäten unter Kindern schließen das Schreiben und Versenden von Textnachrichten sowie die Nutzung verschiedener Apps ein [2].

Diese Daten vermitteln ein klares Bild von der tiefen Verwurzelung der Smartphone-Nutzung in der deutschen Gesellschaft über alle Altersgruppen hinweg weit über die Funktion als tragbare Telefone hinaus, und werfen ein Licht auf die Notwendigkeit, sich mit den potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen dieser allgegenwärtigen Technologie auseinanderzusetzen.

Was ist ein Smartphone Nacken?

Nackenschmerzen sind ein häufiges Symptom des handynackens

Das Phänomen des Smartphone-Nackens ist ein Produkt unserer modernen Lebensweise, in der Technologie eine zentrale Rolle spielt. Die Begriffe "Smartphone-Nacken" oder „Text-Neck“ beschreiben eine Reihe muskuloskelettaler Probleme und Symptome, die durch die übermäßige Nutzung von Smartphones und anderen mobilen Geräten entstehen. Typischerweise resultiert dies aus der nach vorne gebeugten Haltung des Kopfes beim Blick auf den Bildschirm, was den Druck auf die Nackenmuskulatur und die Wirbelsäule erhöht [3]. Studien haben gezeigt, dass eine Neigung des Kopfes um nur 15 Grad den Druck auf den Nacken bereits verdoppeln kann, was langfristig zu Schmerzen, Verspannungen und sogar zu Haltungsschäden führen kann [4].

Ursachen des Handynackens

Die Hauptursache des Smartphone-Nackens ist die Haltung, die wir einnehmen, während wir unsere Mobilgeräte verwenden. Diese typischerweise nach vorne geneigte Kopfposition führt zu einer unnatürlichen Belastung der Nacken- und Schultermuskulatur. Die ergonomischen Probleme entstehen durch:

  • Langfristiges Neigen des Kopfes zum Lesen oder Tippen auf dem Smartphone.
  • Übermäßige Nutzung ohne ausreichende Pausen, die den Muskeln Erholung gönnen würden.
  • Eine schlechte Körperhaltung, die nicht nur den Nacken, sondern auch den Rücken und die Schultern betrifft.

Diese Faktoren tragen gemeinsam zu einer Überbeanspruchung der Strukturen im Nackenbereich bei, was langfristig zu Schmerzen und anderen Beschwerden führen kann [5].

Welche Probleme bringt das ständige Kopf-Neigen mit sich?

Die zunehmende Abhängigkeit von Smartphones und anderen mobilen Geräten hat uns in eine neue Ära physischer Beschwerden geführt. Das ständige Neigen des Kopfes, um auf Bildschirme zu blicken, wird angesichts ihrer Selbstverständlichkeit zur Gewohnheit, welche zwar harmlos erscheinen mag, aber tiefgreifende Auswirkungen auf unseren Körper hat.

Die Physiologie hinter dem Handynacken

Folgen des Handynackens, biegung bis zu 45 grad winkel

Der menschliche Kopf wiegt durchschnittlich etwa 4,5 bis 5,5 Kilogramm. Wenn der Kopf in einer neutralen Position direkt über der Wirbelsäule gehalten wird, ist die Belastung für den Nacken und die umgebenden Strukturen optimal verteilt. Beim Vorbeugen, wie es beim Blick auf das Mobiltelefon der Fall ist, steigt diese Last exponentiell an. Schon bei einer Neigung von 15 Grad erhöht sich die Belastung auf etwa 12 Kilogramm, bei 45 Grad Neigung sogar auf rund 22 Kilogramm. Diese zusätzliche Belastung beansprucht die Muskeln, Sehnen und Knochenstrukturen im Nacken- und Schulterbereich übermäßig und kann dauerhaft zu Verspannungen und Haltungsschäden führen [4][5].

Kopfneigung und ihre Auswirkungen auf die Halswirbelsäule

symptome des handynackens und auswirkung auf halswirbelsäule

Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln, die durch eine komplexe Anordnung von Muskeln, Sehnen und Bändern unterstützt werden. Zusammen tragen sie unseren Kopf und ermöglichen seine Bewegung in verschiedene Richtungen. Die anhaltende Neigung des Kopfes nach vorne kann eine Überdehnung und Schwächung dieser unterstützenden Strukturen bewirken. So entstehen Schmerzen und Verspannungen im Nacken. Außerdem kann diese veränderte Haltung die natürliche Kurve der Halswirbelsäule beeinträchtigen, was langfristig zu strukturellen Veränderungen und Degeneration führen kann [6].

Kettenreaktion durch schlechte Haltung

Handynacken kann auch Symptome und Schmerzen im unteren und oberen rücken verursachen

Die Auswirkungen einer schlechten Haltung durch übermäßige Smartphone-Nutzung beschränken sich nicht nur auf den Nacken. Sie können zu einer Kettenreaktion führen, die die gesamte Wirbelsäule betrifft, angefangen mit Rückenschmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit bis hin zur Beeinträchtigung der Atemfunktion. Langfristig kann diese schlechte Pose sogar zu einem verringerten Lungenfassungsvermögen, verminderten Energielevels und einer beeinträchtigten Organfunktion führen. Die körperlichen Auswirkungen sind erheblich und unterstreichen die Notwendigkeit, bewusste Anstrengungen zur Verbesserung unserer Haltung im Alltag zu unternehmen [6].

Zusammengefasst: Gesundheitsrisiken des Text-Neck

  • Erhöhter Druck auf die Nackenmuskulatur
  • Degeneration der Wirbelsäule
  • Verlust der natürlichen Krümmung der Halswirbelsäule
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Rückenschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Beeinträchtigte Organfunktion
  • Psychologische Effekte
  • Visuelle Probleme

Wissenschaftlicher Hintergrund

In der dynamischen Welt der Medizin und Gesundheitswissenschaft hat das Aufkommen digitaler Technologien eine Welle von Forschungen ausgelöst, die darauf abzielen, die Auswirkungen dieser neuen Gewohnheiten auf unseren Körper zu verstehen. So hat auch das Phänomen des Smartphone-Nackens in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern und Gesundheitsexperten erhalten.

Eine Schlüsselstudie in diesem Bereich wurde von Dr. Kenneth Hansraj, einem Wirbelsäulenchirurgen, durchgeführt. Seine Forschung, veröffentlicht im Journal "Surgical Technology International", bietet eine der ersten quantitativen Analysen über die Belastung der Halswirbelsäule durch verschiedene Neigungswinkel des Kopfes beim Blick auf ein Mobiltelefon. Hansraj's Studie kommt zu dem Schluss, dass schon bei einer Neigung von 15 Grad mehr als eine Verdoppelung der Belastung auf die Halswirbelsäule erfolgt, was bei häufiger und langanhaltender Anwendung zu Nackenschmerzen, Verspannungen und sogar zu strukturellen Veränderungen führen kann.

Diese Erkenntnisse haben wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Risiken der Handy-Nutzung zu schärfen und die Notwendigkeit ergonomischer Anpassungen im Alltag zu unterstreichen [4].

Prävention und Management

Nackenverspannungen und Kopfschmerzen im Büro durch Pausen im handykonsum vorbeugen

Durch die Bewusstmachung dessen, welche Auswirkungen eine schlechte Postur durch die Handynutzung haben, können wir aktiv Maßnahmen zur Prävention und Behandlung ergreifen. Dazu gehören ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz, regelmäßige Pausen von der Bildschirmarbeit und gezielte Übungen zur Stärkung der Nacken- und Schultermuskulatur.

Allgemeine Tipps zur Vorbeugung

die dauer und das handy gerade halten benutzen ist entscheidend um den handynacken zu vermeiden

Eine der effektivsten Methoden zur Vorbeugung des Smartphone-Nackens ist die Anpassung unserer täglichen Gewohnheiten [7]. Dies beinhaltet:

  • Bewusste Pausen: Lege regelmäßige Unterbrechungen von der Bildschirmarbeit ein, um die Muskeln zu entspannen und die Haltung zu korrigieren.
  • Handy auf Augenhöhe halten: Um die Neigung des Kopfes zu minimieren, solltest du das Smartphone auf Augenhöhe halten, um so den Blick direkt auf den Bildschirm richten zu können.
  • Bewusstsein für die Haltung: Entwickele ein aktives Bewusstsein für deine Körperhaltung. So kannst du regelmäßig Korrekturen vornehmen, um eine neutrale Position von Kopf und Nacken zu gewährleisten.

Fehlhaltung im hald und rücken vermeiden um halswirbelsäulen syndrom zu vermeiden, tipps für ergonomie

Auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes spielt eine Rolle bei der Vorbeugung von Haltungsschäden. Ein ergonomisches Arbeitsumfeld umfasst:

  • Einen gut positionierten Monitor, der auf Augenhöhe eingestellt ist, um das Vorbeugen des Kopfes zu vermeiden.
  • Einen Schreibtisch und Stuhl, die eine natürliche Sitzhaltung unterstützen, mit Füßen flach auf dem Boden und einer geraden Rückenlehne.
  • Die Verwendung von Büroaccesoires wie Laptopständern oder externen Tastaturen für die optimale Positionierung der Geräte.
  • Die Verwendung von Hilfsmitteln wie orthopädischen Sitzkissen und Lendenstüzten, um eine gesunde Sitzhaltung zu unterstützen

Spezifische Übungen zur Stärkung der Nackenmuskulatur

Orthopäden empfehlen Übungen und Physiotherapie gegen die Volkskrankheit Handynacken

Regelmäßige Dehn- und Kräftigungsübungen für die Nackenmuskulatur können helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskeln zu stärken. Außerdem verbessern sie die Flexibilität in der Bewegung des Kopfes. Dazu kannst du zum Beispiel Schulterrollen und -hebungen druchführen; diese helfen, die Muskulatur im Nacken- und Schulterbereich zu entspannen und zu stärken [6].

Einige spezifische Übungen haben sich als besonders wirksam erwiesen, um dem Handynacken entgegenzuwirken:

  1. Chin Tuck (Kinnziehen)
    Diese Übung hilft, die Nackenmuskulatur zu stärken und die Haltung zu verbessern.

    • Sitze oder stehe gerade mit einer neutralen Wirbelsäulenposition.
    • Ziehe dein Kinn leicht zurück, als würdest du versuchen, ein Doppelkinn zu machen, während du den Blick gerade hältst.
    • Halte diese Position für 5 Sekunden.
    • Kehre langsam in die Ausgangsposition zurück.
    • Wiederhole die Übung 10-15 Mal.

     

  2. Neck Extension (Nackenstreckung)
    eine der Behandlungsmöglichkeiten um folgen des Handynackens zu verhindern

    Diese Übung dehnt und kräftigt die vordere Nackenmuskulatur.

    • Sitze oder stehe mit geradem Rücken und neutraler Haltung.
    • Neige deinen Kopf sanft nach hinten, sodass du zur Decke blickst, ohne dabei den Nacken zu überdehnen.
    • Halte diese Position für 5-10 Sekunden.
    • Kehre langsam in die Ausgangsposition zurück.
    • Wiederhole die Übung 5-10 Mal.

     

  3. Levator Scapulae Stretch (Dehnung des Schulterblatthebers)
    Zielt auf die Dehnung der Muskeln ab, die häufig durch übermäßige Bildschirmarbeit verspannt sind.

    • Sitze auf einem Stuhl und halte die Seitenkante mit einer Hand fest, um deinen Körper zu stabilisieren.
    • Neige deinen Kopf zur Seite, sodass dein Ohr sich deiner Schulter nähert, und drehe ihn dann leicht, um zur gegenüberliegenden Hüfte zu blicken.
    • Mit der anderen Hand kannst du sanften Druck auf den Kopf ausüben, um die Dehnung zu intensivieren, ohne zu übertreiben.
    • Halte diese Position für 20-30 Sekunden.
    • Wiederhole die Dehnung auf der anderen Seite.
    • Führe die Übung 2-3 Mal pro Seite durch.

     

  4. Schulterrollen und -hebungen
    Physiotherapie und Übungen für kopf und nacken gegen den Handynacken

    Diese einfache Übung hilft, Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich zu lösen.

    • Stehe oder sitze mit geradem Rücken.
    • Hebe deine Schultern langsam hoch in Richtung deiner Ohren und rolle sie dann sanft nach hinten und unten.
    • Wiederhole die Rollbewegung 10-15 Mal.
    • Anschließend führe Schulterhebungen durch, indem du deine Schultern gerade nach oben ziehst und sie dann entspannt fallen lässt.
    • Wiederhole auch diese Bewegung 10-15 Mal.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass regelmäßige Bewegung und eine bewusste Haltung im Alltag wesentliche Bestandteile eines ganzheitlichen Ansatzes zur Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens sind.

Wann man einen Arzt aufsuchen sollte

Handynacken: Nackenschmerzen, Schmerzen in Hals und Halswirbelsäule sind typische symptome die bewegungen einschränken muskeln bänder behindern können

Nicht jedes Unbehagen im Nackenbereich erfordert sofortige ärztliche Aufmerksamkeit. Es gibt jedoch bestimmte Warnsignale, bei denen ein Besuch beim Facharzt unerlässlich wird [6]:

  • Anhaltende oder zunehmende Schmerzen, die nicht auf einfache Selbsthilfemaßnahmen ansprechen.
  • Schmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen und möglicherweise von Taubheitsgefühlen oder Kribbeln begleitet werden.
  • Schwäche in den Armen, Händen oder Beinen, die auf eine mögliche Nervenkompression hinweist.
  • Schmerzen, die die Nachtruhe oder die tägliche Routine stark beeinträchtigen.

In diesen Fällen kann ein Arzt eine genaue Diagnose stellen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen einleiten, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln und eine gezielte Behandlung zu empfehlen.

Dauerhafte Schmerzen im oberen Bereich der Wirbelsäule können mitunter auch auf ein HWS-Syndrom zurückzuführen sein. Die HWS, kurz für Halswirbelsäule, ist der Teil der Wirbelsäule, der unseren Rumpf mit dem Kopf verbindet. Lese mehr dazu im feela.-Artikel.


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