Bandscheibenvorfall

Du willst nur schnell die Kiste in den Keller tragen – doch dann schießt dir beim Hochheben plötzlich der Schmerz in den Rücken. Ist das ein Bandscheibenvorfall?

Wir haben für dich die wichtigsten Infos zu Symptomen, Behandlung und Vorbeugung in diesem Beitrag zusammengefasst.

Die Wirbelsäule

Rückenschmerzen im Büro

Deine Wirbelsäule leistet tagein, tagaus Unglaubliches: Sie stabilisiert deinen Rumpf und hält dich aufrecht, sie federt bis zu hunderte Kilogramm Druck ab und ermöglicht dir eine große Bewegungsfreiheit. Um dies zu schaffen, hat die Wirbelsäule eine doppelte S-Form. Über das erste Kopfgelenk ist sie mit dem Schädel und über das Iliosakralgelenk mit dem Becken verbunden. Von oben nach unten wird die Wirbelsäule immer dicker. So kann sie das Körpergewicht tragen und auf die Beine verteilen.

Deine Wirbelsäule, auch Rückgrat genannt, wird aus 24 freien Wirbeln gebildet, die über 23 Bandscheiben beweglich miteinander verbunden sind. Die Wirbel sind im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule sehr beweglich, im Brustkorbbereich hingegen nur eingeschränkt. Ein weitere Aufgabe der Wirbelsäule ist der Schutz des empfindlichen Rückenmark. Dieses liegt im Wirbelkanal, welcher von den Wirbeln gebildet wird. Durch seitliche Öffnungen in den Wirbeln, führen die Nerven vom Rückenmark in deinen Körper. Dein Rückenmark und die austretenden Nerven sind die Verbindung zwischen Körper und Gehirn. Wenn du deinen Arm bewegen möchtest, gibt dein Gehirn diesen Befehl über die Nerven an die Muskeln im Arm – und dieser bewegt sich. Umgekehrt tragen die Nerven Reize wie Kälte, Druck und Schmerz aus deinem Körper übers Rückenmark zum Gehirn. Dort werden die ankommenden Informationen weiterverarbeitet.

Während das knochige Gerüst für den Schutz des Rückenmarks und die Stabilisierung des Rumpfes verantwortlich ist, sind die Bandscheiben die Stoßdämpfer des Körpers. Sie fangen Druck und Stöße auf und ermöglichen die geschmeidige Bewegung der Wirbelsäule. Die Bandscheibe besteht überwiegend aus Wasser, welches als Gallertkern vorliegt und von einem Faserring umgeben ist. Wenn du schwer hebst, werden die Bandscheiben wie ein gelartiges Kissen zusammengepresst, sie geben das Wasser aus dem Inneren ab. Bei Entlastung saugen sie sich wieder voll. Morgens sind sie also prall gefüllt, im Laufe des Tages werden sie immer schmaler – du bist daher auch morgens größer als am Abend.

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?

Bandscheibe

Beim Bandscheibenvorfall (auch Diskusprolaps genannt) wird das Gewebe der Bandscheibe zwischen den Wirbelkörpern immer mehr nach außen gedrückt. Der Faserring hält dem Druck nicht mehr stand und platzt oder reißt. Dies führt dazu, dass der Gallertkern austritt (vorfällt) – ein Bandscheibenvorfall ist eingetreten.

Die Schmerzen entstehen, wenn die Bandscheibe auf einen Nerv oder auf das Rückenmark drückt. Dies kann auch zu neurologischen Beschwerden wie Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen führen. Der Bandscheibenvorfall kann theoretisch überall an den Bandscheiben entstehen, in der Halswirbelsäule, der Brustwirbelsäule oder der Lendenwirbelsäule. Die meisten Menschen haben den schmerzhaften Diskusprolaps im unteren Rückenbereich. Dies liegt daran, dass die Lendenwirbelsäule der Bereich des Rückens ist, der dem höchsten Druck und Belastung ausgesetzt ist.

Was sind die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall?

Auf Platz eins der Ursachen liegt der Verschleiß der Bandscheiben. Mit zunehmendem Alter verlieren die Fasern ihre Elastizität, sie nutzen sich durch die Zeit schlicht ab.

Studien belegen, dass das Risiko, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden, mit jedem Lebensjahrzent ansteigt. Frauen sind im höheren Alter vermehrt betroffen.

Ein weiterer sehr häufiger Grund für einen Bandscheibenvorfall ist Bewegungsmangel. Die Bandscheiben sind auf die Bewegung angewiesen, um sich mit Nährstoffen versorgen zu können. Da sie nicht durch den Blutkreislauf ernährt werden, nehmen sie die Nährstoffe über die Gewebsflüssigkeit auf. Dies schaffen die Bandscheiben aber nur, wenn sie durch Bewegung zusammengepresst werden und so Flüssigkeit abgeben. Wenn sie sich dann bei Entlastung wieder von neuem mit Wasser vollsaugen, nehmen sie frische Nährstoffe mit auf. Wer sich also wenig bewegt, setzt seine Bandscheiben auf Diät, sie „verhungern“ regelrecht.

Die häufigsten Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind

  • Verschleiß der Bandscheiben durch Alter oder schwere körperliche Arbeiten
  • Bewegungsmangel
  • Fehlbelastung der Bandscheiben durch eine schwache Rumpf- und Bauchmuskulatur
  • Haltungsfehler
  • Ruckartige Bewegungen
  • Sportarten, bei denen die Wirbelsäule erschüttert wird (z.B. Mountainbiking)
  • Übergewicht
  • Genetische und psychische Faktoren (wie Stress)

Sind es Rückenschmerzen oder liegt ein Bandscheibenvorfall vor?

Wenn es dir plötzlich im unteren Rücken weh tut, ist in 90% der Fälle ein sog. Hexenschuss eingetreten. Diese unspezifischen Rückenschmerzen treten oft ohne ersichtlichen Grund auf, sind dafür aber nach einer Woche wieder verschwunden. Auch muskuläre Verspannungen klingen ohne Behandlung in der Regel von allein ab.

Die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall sind um einiges gravierender, da sie von den vorgefallenen Bandscheiben herrühren, welche auf die empfindlichen Nerven drücken. Ein starker Schmerz, der stetig ins Bein ausstrahlt, kann ein Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule sein. Ein ausstrahlender Schmerz in den Arm deutet auf einen Vorfall im Halswirbelsäulenbereich hin.

Die häufigsten Symptome beim Bandscheibenvorfall sind

  • Starke, ausstrahlende Schmerzen in Arme oder Beine
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln
  • Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen
  • Verschlimmerung der Beschwerden z.B. bei Husten, Niesen, Bewegung, aber auch bei längerem Sitzen

Anzeichen für einen schweren Vorfall sind eine Blasen-/Mastdarmstörung und höhergradige Lähmungen – geh dann bitte sofort zum Arzt! Dieser Vorfall muss dringend behandelt und am besten innerhalb von 48 Stunden operiert werden, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Ein solch schwerer Bandscheibenvorfall tritt allerdings selten auf, einen Arzt solltest du aber immer bei einem Bandscheibenvorfall aufsuchen. Er wird dich ausführlich nach den Beschwerden befragen, eine körperliche Untersuchung durchführen und ggf. eine Computertomografie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) anordnen.

Diagnose Bandscheibenvorfall – und nun?

Es steht fest: Du hast einen Bandscheibenvorfall erlitten. An erster Stelle steht jetzt die Schmerzlinderung. Der Experte Dr. Klaus Schnake (Leiter der Sektion Wirbelsäule für Orthopädie und Unfallchirurgie und Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums im Maltester Waldkrankenhaus in Erlangen) empfiehlt die Einnahme von Schmerzmitteln. Sie sind banal, aber wirkungsvoll und vermeiden die schmerzbedingte Fehlhaltung und die daraus ergebenden Muskelverspannungen.

Zusätzlich rät er zu Wärme und Bewegung.

Wärme hilft, die Verspannungen zu lösen. Spezielle Pflaster aus der Apotheke und Auflagen, die über Stunden Wärme abgeben, regen die Durchblutung an und verschaffen Linderung.

Bewegung

Das Wichtigste ist aber die Mobilisation der Rückenmuskulatur. Man weiß inzwischen, dass eine Bettruhe nur in den wenigsten Fällen angebracht ist. Durch Physiotherapie und tägliche Übungen zuhause, verringerst du die Spannung im Gewebe, stellst das Gleichgewicht wieder her und kräftigst deine Muskulatur. Dadurch erhöhst du auch deine Durchblutung im Rückenbereich, der Körper kann Nährstoffe und körpereigene schmerzlindernde und heilungsaktivierende Botenstoffe besser zum betroffenen Wirbel leiten und so zur Regenration beitragen. Hebe keine schweren Lasten und vermeide einseitige, statische Körperpositionen wie langes Sitzen.

Gib deinem Körper Zeit, mit Motivation und Eigenengagement bist du, wie der Großteil der Patienten, nach drei Monaten über den Berg.

Bessern sich die Schmerzen nicht, können Spritzen verabreicht werden. Bleiben die Schmerzen über mehr als sechs Wochen trotz konservativer Therapie bestehen, sollte eine OP in Erwägung gezogen werden. Diese wird bei Lähmungserscheinungen oder einem schweren Bandscheibenvorfall, welcher einen Notfall darstellt, ebenfalls notwendig.

Der behandelnde Arzt wird deine Bandscheibe eingehend betrachten und seine Empfehlung dafür oder dagegen aussprechen.

Die Therapiemöglichkeiten des Bandscheibenvorfalls im Überblick

  • Schmerzlindernde Medikamente
  • Wärme über Pflaster, Körnerkissen und Wärmflaschen
  • Physiotherapie und Bewegung
  • Besuch einer Rückenschule / orthopädische Reha
  • Massagen und Aqua Gymnastik
  • Wenn die konservative Therapie nicht anschlägt > eine operative Behandlung

Mit diesen Tipps beugst du dem Bandscheibenvorfall vor

Am besten ist es natürlich, einen Bandscheibenvorfall erst gar nicht entstehen zu lassen. Eine gesunde Lebensweise hilft in jedem Lebensalter und beugt vielen Erkrankungen vor.

Auf Ernährung achten – Früchtemüsli

Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, wenig Fleisch und Fett, sowie ausreichender Calciumaufnahme für starke Knochen. Halte dich oft im Freien auf: dein Körper benötigt das UV-Licht zur Vitamin-D-Bildung, welches bei jüngeren Erwachsenen in Verbindung mit Calcium für eine Balance zwischen Knochenabbau und Knochenaufbau sorgt. Bei älteren Erwachsenen (vor allem bei Frauen nach der Menopause) sind die beiden Stoffe wichtig, um einen erhöhten Knochenabbau zu vermeiden. Nicht nur die Knochen, auch die Muskeln sind auf das Vitamin D angewiesen, um zuverlässig auf Reize zu reagieren und sich kräftig auszubilden. Und last but not least: Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung. Wer sich regelmäßig bewegt, kann Schmerzen besser wegstecken und hat eine gut trainierte Rückenmuskulatur, welche die Wirbelsäule entlastet. Kräftige dich mit rückenfreundlichen Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking und Radfahren. Erlerne zudem rückenfreundliche Verhaltensweisen und setze diese konsequent um – auf der Arbeit sowie zuhause.

So beugst du Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen vor

  • Sport, um deine Rückenmuskulatur zu kräftigen: Pilates, Yoga, Schwimmen, Radfahren etc.
  • Ausreichend Bewegung an der frischen Luft
  • Gesunde Ernährung
  • Rückenfreundliches Arbeiten und Heben
  • Reduzierung des Übergewichts
  • Verzicht auf Nikotin

Fazit

Ein Bandscheibenvorfall ist eine schmerzhafte Erkrankung, für viele Wochen ist ein unbeschwerter Alltag kaum möglich. Aber die Therapiemöglichkeiten sind sehr gut und der Heilungserfolg hoch. Habe Geduld mit deinem Körper, manchmal kann sich die Heilung bis zu ein paar Monaten hinziehen. Du kannst mit Eigenengagement viel dafür tun, die Schmerzen zu lindern und den Behandlungserfolg voranzutreiben. Mit gesunder Ernährung und Sport kannst du Rückenproblemen vorbeugen, denn wie sagt der Volksmund:

„Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz.“

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