Frühaufsteher vs. Nachtaktive: Wann ist Sport am effektivsten?
Zuletzt aktualisiert am 11. März 2024, Lesezeit: 7 Min.
Stemmst du schon vor Sonnenaufgang ein paar Gewichte? Oder drehst du lieber kurz vor dem Schlafen gehen eine Runde im Park? Oft sind es persönliche Vorlieben oder die Tagesplanung, welche die Wahl der Trainingszeit für unser Wortout bestimmen, doch zu welcher Tageszeit ist Sport eigentlich am effektivsten? Macht es aus wissenschafticher Sicht einen Unterschied, ob man morgens oder abends Sport treibt? Gehen wir der Sache auf den Grund.
Gliederung
Die Bedeutung der Trainingszeit
Die Entscheidung, ob man morgens oder abends trainiert, könnte mehr als nur eine Frage der persönlichen Vorliebe sein. Forschungen legen nahe, dass der Zeitpunkt unseres Trainings einen signifikanten Einfluss auf die Effektivität des Workouts hat. Eine Studie, veröffentlicht im Journal of Physiology, fand heraus, dass Training vor dem Frühstück den Körper effektiver dazu bringt, Fett zu verbrennen und somit langfristig das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann [1]. Andere Untersuchungen zeigen, dass Abendsport eine höhere Leistungsfähigkeit und eine Steigerung der Muskelkraft bewirkt, da der Körper besser aufgewärmt und die Muskeltemperatur höher ist [2].
Faktoren eines optimalen Trainingszeitpunkts
Das Rätsel um die ideale Trainingszeit zu entschlüsseln, gleicht dem Versuch, die Geheimnisse unseres eigenen Körpers zu lüften. Jeder Muskelzug, jeder Herzschlag während eines Workouts ist ein Echo der komplexen biologischen Prozesse, die unter unserer Haut ablaufen. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle.
Early Bird oder Nachtaktiv
Unsere genetische Programmierung spielt eine wesentliche Rolle dabei, ob wir morgens voller Energie sind oder abends zur Höchstform auflaufen. Der Chronotyp eines Menschen, oft vereinfacht als "Lerche" oder "Eule" bezeichnet, bestimmt unsere natürliche Präferenz für die Tages- oder Nachtzeit. Forscher haben entdeckt, dass diese Chronotypen unseren Biorhythmus beeinflussen, was wiederum Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit hat. Die Studien zeigten, dass "Lerchen", also Personen, die morgens besonders aktiv sind, von einem Training am frühen Morgen profitieren können, da ihre innere Uhr zu dieser Zeit auf Leistung eingestellt ist [16]. Im Gegensatz dazu erreichen "Eulen" ihre körperlichen Höchstleistungen eher am späten Nachmittag oder Abend [17]. Die Anpassung des Trainingszeitpunkts an den eigenen Chronotyp kann also unsere Leistung steigern.
Biorhythmus und Leistungsfähigkeit
Unser Biorhythmus, auch bekannt als zirkadianer Rhythmus, ist ein natürlicher, intern gesteuerter Zyklus von physischen, mentalen und verhaltensbezogenen Veränderungen, der etwa alle 24 Stunden erfolgt. Er steuert maßgeblich, wie unser Körper auf physische Aktivität zu verschiedenen Tageszeiten reagiert. Untersuchungen zeigen, dass unsere Körpertemperatur, Herzfrequenz, Blutdruck und Hormonausschüttung, insbesondere von Cortisol und Adrenalin, im Laufe des Tages variieren, was wiederum unsere Energielevels, Muskelkraft und Ausdauer beeinflusst. Eine Schlüsselstudie in diesem Bereich fand heraus, dass unsere Muskelkraft tendenziell am späten Nachmittag am höchsten ist, wenn die Körpertemperatur ihren Höhepunkt erreicht [4]. Dies deutet darauf hin, dass die späten Nachmittags- oder frühen Abendstunden für maximale Leistungsfähigkeit und vielleicht auch für Verletzungsprävention optimal sein könnten.
Persönliche Vorlieben und Lebensstil
Die Wahl einer passenden Uhrzeit für das Training sollte sich harmonisch in den persönlichen Lebensstil und die täglichen Verpflichtungen einfügen. Einige Menschen finden, dass ein Workout am Morgen hilft, energiegeladen in den Tag zu starten, während andere es bevorzugen, den Tag mit einer Trainingseinheit am Abend ausklingen zu lassen. Analysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, langfristig bei einem Trainingsprogramm zu bleiben, deutlich höher ist, wenn dieses an die persönlichen Vorlieben und den Lebensstil angepasst ist [13].
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Obwohl die Forschung in diesem Bereich noch am Anfang steht, gibt es Hinweise darauf, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf die Tageszeit des Trainings reagieren. Einige Studien legen nahe, dass Frauen besser auf abendliches Training ansprechen, insbesondere in Bezug auf die Muskelkraft und Ausdauer [14], während Männer tendenziell beim Frühsport höhere Leistungen erbringen [15]. Diese Unterschiede können teilweise auf hormonelle Schwankungen zurückgeführt werden, die die Energieverfügbarkeit und Muskelrekrutierung im Tagesverlauf beeinflussen. Die Berücksichtigung dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede kann dabei helfen, Trainingspläne zu optimieren und individuelle Ziele effektiver zu erreichen.
Vorteile von Sport am Morgen
Steigerung der metabolischen Rate
Eines der überzeugendsten Argumente für das Morgentraining ist seine Fähigkeit, den Stoffwechsel anzukurbeln. Personen, die vor dem Frühstück trainieren, erleben eine signifikant erhöhte Fettverbrennung über den Tag hinweg, im Vergleich zu denen, die später trainieren [7]. Dieser Zustand, bekannt als Excess Post-exercise Oxygen Consumption (EPOC), bedeutet, dass der Körper auch Stunden nach dem Training weiterhin Kalorien verbrennt. Die morgendliche Aktivität setzt einen thermogenen Effekt in Gang, der den metabolischen Basalwert erhöht und den Körper effizienter bei der Energieverwendung macht.
Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus
Die Auswirkungen des Morgentrainings reichen bis in die nächtlichen Stunden. Forschungen deuten darauf hin, dass Menschen, die regelmäßig Frühsport betreiben, von einer verbesserten Schlafqualität und -dauer profitieren. Laut einer Untersuchung führt morgendliches Training zu einer tieferen Schlafphase und verbessert die Effizienz des Schlafs [8]. Dieser regulierte Schlaf-Wach-Rhythmus ist nicht nur entscheidend für die Erholung und Regeneration des Körpers, sondern auch für die kognitive Funktion und die allgemeine Stimmung über den Tag hinweg.
Psychologische Effekte des Frühsports
Neben den physischen Vorteilen wirkt sich ein Training bei Tageslicht auch positiv auf die geistige Gesundheit aus. Es bietet einen klaren Kopf, reduziert Stress und Angstzustände und steigert das Selbstwertgefühl. Die Endorphine, die während des Trainings freigesetzt werden, oft als "Glückshormone" bezeichnet, sorgen für einen natürlichen Stimmungsaufheller, der den ganzen Tag anhält. Forschungsarbeiten belegen, dass Personen, die ihren Tag mit körperlicher Aktivität beginnen, konsistent höhere Ebenen an psychischem Wohlbefinden berichten [9]. Dieser "Runner's High"-Effekt des Morgentrainings kann somit als natürliche Antidepressiva-Funktion dienen und den Grundstein für einen positiven, erfüllten Tag legen.
Sport am Morgen birgt somit nicht nur das Potenzial, unseren Körper zu formen und zu stärken, sondern auch unseren Geist zu schärfen und unsere Seele zu beruhigen. Es ist eine Investition in uns selbst, die weit über die Morgenstunden hinaus Früchte trägt.
Vorteile von Abend-Training
Keine Angst, wenn du eher ein Morgenmuffel bist, denn auch der Sport am Abend bringt den ein oder anderen Vorteil mit sich.
Höhere Leistungsfähigkeit und Muskelstärke
Wissenschaftliche Belege deuten darauf hin, dass die körperliche Leistungsfähigkeit und Muskelstärke im Tagesverlauf zunehmen, mit einem Höhepunkt in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden. Eine in "Journal of Sports Science & Medicine" veröffentlichte Studie zeigt, dass die Muskelkraft und -ausdauer am Abend bis zu 50% höher sein können als am Morgen [10]. Dies wird teilweise der erhöhten Körpertemperatur zugeschrieben, die die Muskeleffizienz und Flexibilität verbessert, die Sauerstoffaufnahme erleichtert und die Geschwindigkeit der Nervenimpulse erhöht. Für Sportler, die ihre persönlichen Bestleistungen verbessern oder mit Krafttraining an ihrer Muskelkraft arbeiten wollen, könnte das Training in der Mittagspause oder nach der Arbeit daher der Schlüssel sein.
Der Einfluss auf Stressabbau und Entspannung
Nach einem langen und oft stressigen Tag bietet das Abendtraining eine willkommene psychische Erleichterung. Es dient als ein effektives Ventil für die Ansammlung von Stress und Spannungen, die sich im Laufe des Tages aufgebaut haben. Forschungen bestätigen, dass körperliche Betätigung am Abend zu einer signifikanten Reduktion von Stresssymptomen führen kann [11]. Durch die Ausschüttung von Endorphinen, die natürlichen Schmerz- und Stressbekämpfer unseres Körpers, kann das Abendtraining dazu beitragen, ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit zu fördern, das einen erholsamen Schlaf vorbereitet.
Anpassungsfähigkeit des Körpers im Tagesverlauf
Der menschliche Körper ist ein Meisterwerk der Anpassungsfähigkeit, das sich im Laufe des Tages ständig verändert und auf unterschiedliche Anforderungen reagiert. Die Forschung zeigt, dass das Training am Abend die Fähigkeit des Körpers nutzen kann, sich diesen Veränderungen anzupassen. Eine Studie legt nahe, dass das abendliche Training die Toleranz gegenüber intensiveren Trainingseinheiten verbessern und die Erholungszeit verkürzen kann [12]. Dies bedeutet, dass diejenigen, die nach Sonnenuntergang trainieren, möglicherweise schneller Fortschritte in ihrer Fitness und ihren Trainingszielen sehen können, da ihr Körper effizienter arbeitet und sich regeneriert.
Abendtraining ist daher nicht nur eine Frage der Präferenz oder des Zeitmanagements, sondern kann auch eine strategische Entscheidung sein, die auf den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus und die Spitzenleistungen unseres Körpers basiert. Es bietet eine einzigartige Gelegenheit, den Tag auf eine Weise zu beenden, die sowohl den Geist als auch den Körper bereichert.
Häufige Fragen zum Trainingszeitpunkt
Die Bestimmung der optimalen Trainingszeiten unterliegt also diversen Faktoren. Vielleicht helfen dir unsere Antworten auf häufig gestellte Fragen bei der Planung deines Trainings.
Kann die richtige Trainingszeit beim Abnehmen helfen?
Ja, Studien deuten darauf hin, dass morgendliches Training auf nüchternen Magen die Fettverbrennung fördert [18]. Doch ist es die Gesamtkalorienaufnahme und -verbrennung, die letztendlich die Gewichtsabnahme bestimmt. Wichtig ist auch, dass du dein Cardio Training oder die Übungen im Gym an deine persönlichen Vorlieben und deinen Lebensstil anpasst, da dies die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Trainingskonstanz erhöht, die für die Gewichtsabnahme entscheidend ist.
Wie wirkt sich das Training auf den Cortisol-Level aus?
Die Trainingszeit beeinflusst die Produktion des Stresshormons Cortisol, wobei morgendliches Training zu einer natürlichen Erhöhung des Cortisol-Spiegels beiträgt, der ohnehin zu dieser Tageszeit höher ist [19]. Dies wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit aus. Abendtraining hingegen, wenn es zu spät erfolgt, stört potenziell den natürlichen Abfall des Cortisol-Spiegels und kann damit den Schlaf beeinträchtigen. Bei Schlafproblemen, sollten extreme Belastungen am späten Abend daher vermieden werden.
Die Rolle der Ernährung in Verbindung mit der Trainingszeit
Die Nahrungsaufnahme vor und nach dem Training beeinflusst Energie, Leistung und Erholung. Die Einnahme von Kohlenhydraten vor dem Sport steigert die Leistung und verkürzt die Erholungszeit [20]. Wichtig dabei ist, dem Körper ausreichend Zeit für die Verdauung zu geben: Große Mahlzeiten sollten 2 bis 3 Stunden und leichte Snacks 30 Minuten bis 1 Stunde vor dem Training verzehrt werden.
Ebenso ist eine angemessene Proteinversorgung nach dem Training entscheidend für Muskelreparatur und -wachstum. Es wird empfohlen, innerhalb von 45 Minuten bis zu 2 Stunden nach dem Training eine nährstoffreiche Mahlzeit oder einen Snack zu sich zu nehmen. Eine Kombination aus Kohlenhydraten und Proteinen im Verhältnis von etwa 3:1 unterstützt die optimale Erholung.
Bin ich Lerche oder Eule? Tipps zur Bestimmung des Chronotyps
Jeder Mensch hat eine innere Uhr, die beeinflusst, wann er am besten schläft, wacht, arbeitet oder lernt. Verfolge diese Schritte, um herauszufinden, ob du zu den frühen Vögeln oder zu den nachtaktiven Eulen gehörst:
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Beobachte deine natürlichen Schlafgewohnheiten: An freien Tagen, ohne Wecker oder Verpflichtungen, wann gehst du typischerweise schlafen und wann wachst du auf? Lerchen neigen dazu, früh zu Bett zu gehen und früh aufzustehen, während Eulen spät ins Bett gehen und spät aufwachen.
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Achte auf deine Leistungsspitzen: Wann fühlst du dich am energischsten und am leistungsfähigsten? Dokumentiere über eine Woche deine Energie- und Konzentrationsspitzen, um Muster zu erkennen.
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Reflektiere deine Stimmung und Wachheit zu verschiedenen Tageszeiten: Fühlst du dich morgens frisch und munter oder kommst du erst im Laufe des Tages in Schwung? Deine Stimmung und geistige Klarheit können Hinweise auf deinen Chronotyp geben.
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Experimentiere mit verschiedenen Zeiten für anspruchsvolle Aufgaben: Versuche, wichtige oder komplexe Aufgaben zu verschiedenen Tageszeiten zu erledigen, um herauszufinden, wann du am effektivsten bist.
Die Kenntnis deines Chronotyps ermöglicht es dir, deinen Alltag optimal zu gestalten und deine natürlichen Rhythmen für Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität zu nutzen.
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