Faszientraining: Geschmeidiges Bindegewebe, gesunder Körper

Veröffentlicht am 15. März 2024 von Dipl.-Ing. (FH), MBA Marco Winter

Zuletzt aktualisiert am 15. März 2024, Lesezeit: 7 Min.

Du fühlst es vielleicht nicht, aber unter deiner Haut verbirgt sich ein Netzwerk aus Faszien, das deine Muskeln umhüllt und eine Schlüsselrolle für deine körperliche Leistungsfähigkeit spielt. Wusstest du, dass dieses Bindegewebe, wenn es gut trainiert ist, Verletzungen vorbeugen, Schmerzen lindern und deine Beweglichkeit revolutionieren kann? Faszientraining könnte der fehlende Puzzleteil in deinem Fitness-Regime und Schmerzmanagement sein. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff, und wie kann es dir konkret helfen?

Faszientraining: Einfaches workout in den Alltag integrieren

Gliederung

  1. Faszien verstehen: das verborgene Netzwerk im Körper

  2. Faszientraining und Gesundheit

  3. Die Methoden: Wie Faszientraining funktioniert

  4. Faszientraining in Aktion: Übungen für den ganzen Körper

Faszien verstehen: das verborgene Netzwerk im Körper

Hast du bei der Zubereitung eines Stückes Fleisch schon einmal die weißen Faserstränge bemerkt? Nun, dies sind Faszien. Und genau solche haben wir auch in unserem Körper. Es ist ein Netzwerk aus Bindegewebe, welches nicht nur die Muskeln, sondern auch Knochen, Organe und Nerven im gesamten Körper umhüllt und verbindet. Dieses System hat in der Vergangenheit weder in der Medizin noch in der Sportwissenschaft besondere Aufmerksamkeit erhalten, dabei ist es von wesentlicher Bedeutung. Es ermöglicht die mechanische Funktionen des Körpers und ist essenziel für die Übertragung von Kräften, die Bewegungskoordination und die Schmerzleitung [1].

Oin Fitnessstudio oder zu hause, die dehnbarkeit sollte trainiert werden

Struktur und Funktion der Faszien

Die Struktur der Faszien ist vergleichbar mit einem dreidimensionalen Spinnennetz: Sie bestehen aus kollagenen und elastischen Fasern, die durch eine gelartige Substanz getrennt sind. Dadurch verfügen sie über eine einzigartige Eigenschaft: Elastizität gepaart mit Zugfestigkeit. Dies ist überaus notwendig, da die Faszien unsere Muskeln bei ihrer Arbeit unterstützen und für deren reibungsloses Gleiten untereinander sorgen [2].

Faszien durchziehen unseren gesamten Körper. In der wissenschaftlichen Literatur werden sie oft als unser größtes Sinnesorgan beschrieben, denn sie sind reich an Nervenendigungen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung von Schmerz und Propriozeption (Selbstwahrnehmung im Raum) [3].

Neben der Übertragung von Kraft und Empfindungen ist das Faszien-Netzwerk auch an der Transmission von Nährstoffen und metabolischen Abfallprodukten beteiligt, was die Gesundheit des umgebenden Gewebes maßgeblich beeinflusst [4].

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Eine Studie an der Universität Ulm zeigt, dass Faszien mehr sind als passive Strukturen; sie haben die Fähigkeit zur Kontraktion und können somit aktiv zur Muskelkraft und Stabilität beitragen [5]. Die Ergebnisse schafften einen Paradigmenwechsel in Medizin und Wissenschaft im Bezug auf die Auffassung, wie Bewegung und Unterstützung im menschlichen Körper funktionieren.

Die Rolle der Faszien in Gesundheit und Fitness

Faszienfasern ohne und mit Faszientrainig

Faszien spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von Verletzungen. Ihre Elastizität ermöglicht es, Stöße zu absorbieren und die Belastung auf Muskeln und Gelenke zu minimieren. Bei mangelnder Bewegung oder durch chronischen Stress verkleben die Faszien und verlieren so ihre Elastizität. Dies kann zu einer Reihe von Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führen. Umgekehrt zeigen Studien, dass gezieltes Faszientraining die Elastizität des Fasziengewebes verbessert und die Beweglichkeit erhöht [6].

Die Bedeutung der Faszien für die sportliche Leistung wird zunehmend anerkannt. Fitnessregime, die Faszientraining beinhalten, können nicht nur die muskuläre Kraft und Flexibilität verbessern, sondern auch die Erholungszeit nach dem Training verkürzen und das Verletzungsrisiko reduzieren. In einer Publikation im „Journal of Bodywork and Movement Therapies“ wurde aufgezeigt, dass Faszientraining die Haltung und die Körperwahrnehmung verbessern kann, was letztlich zu einer besseren Leistung und zu geringerem Verschleiß führt [7].

Die Forschung hat auch ergeben, dass Faszien an der Immunantwort beteiligt sind und somit einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Gesundheit leisten. Störungen im Fasziensystem können daher weitreichende Auswirkungen haben, von lokalen Entzündungsreaktionen bis hin zu Veränderungen in der Körperhaltung und im Bewegungsmuster [8].

Faszientraining und Gesundheit

physiotherapeuten empfehlen fazientraining für mehr energie

Das Faszientraining entfaltet seine Wirkung nicht nur in der Welt der Fitness und Sportleistung, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle in der ganzheitlichen Gesundheitspflege. Durch die gezielte Arbeit mit dem Fasziensystem eröffnen sich neue Wege zur Schmerzlinderung, zur Steigerung der Beweglichkeit und zur Vorbeugung von Verletzungen [9].

Auswirkungen auf Schmerzmanagement und Beweglichkeit

Faszientraining hat direkte Auswirkungen auf das Schmerzempfinden des Körpers. Durch die Lockerung und Stärkung des Fasziengewebes kann eine signifikante Schmerzreduktion erzielt werden, insbesondere bei chronischen Schmerzzuständen wie Rückenschmerzen oder Fibromyalgie. Die verbesserte Durchblutung und Flexibilität des Bindegewebes führen zu einer effektiveren Schmerzregulierung und zu einem gesteigerten allgemeinen Wohlbefinden [10].

Des Weiteren trägt Faszientraining zur Steigerung der Beweglichkeit bei. Verklebte Faszien, die oft die Ursache für eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit sind, werden durch gezielte Übungen gelöst. Dies führt zu einer erhöhten Gelenkbeweglichkeit und einer verbesserten Haltung [11].

Vorbeugung von Verletzungen und Überlastungsschäden

Ein weiterer bedeutender Aspekt des Faszientrainings ist die Prävention. Durch die Stärkung des Bindegewebes und die Verbesserung seiner Elastizität wird der Körper widerstandsfähiger gegen Verletzungen. Sportler können beispielsweise von einer verringerten Anfälligkeit für Muskelrisse oder Zerrungen profitieren. Ebenso kann ein effektives Faszientraining Überlastungsschäden vorbeugen, indem es die Belastung auf Muskeln, Sehnen und Gelenke gleichmäßiger verteilt [12].

Die Methoden: Wie Faszientraining funktioniert

Tipps zum Training der Faszien

Das Geheimnis hinter einem effektiven Faszientraining liegt nicht nur in der Anwendung bestimmter Übungen, sondern auch im Verständnis, wie diese Techniken das weitreichende Netzwerk aus Bindegewebe in unserem Körper beeinflussen.

Verschiedene Ansätze und Techniken

Das Faszien-Training umfasst eine Reihe von Techniken, die darauf ausgerichtet sind, das Bindegewebe flexibler, widerstandsfähiger und gesünder zu machen. Dazu gehören [13]:

  • Myofasziale Selbstmassage: Einsatz von Werkzeugen wie Faszienrollen oder -bällen, um Druck auf das Bindegewebe auszuüben, es du lockern und Verspannungen zu lösen.
  • Dehnungsübungen: Langsame, kontrollierte Bewegungen, die darauf abzielen, die Faszien zu dehnen und ihre Elastizität zu verbessern.
  • Dynamisches Stretching: Bewegungen, die die natürliche Elastizität der Faszien nutzen und durch schnelle, federnde Bewegungen die Flexibilität erhöhen.
  • Bewegungstherapien: Ansätze wie Yoga, Pilates oder Tai Chi, die sanfte Bewegungen und Haltungen nutzen, um das gesamte Fasziensystem anzusprechen und zu harmonisieren.

Jede dieser Techniken trägt auf ihre Weise dazu bei, das Fasziengewebe zu stimulieren, zu stärken und seine Funktion zu verbessern.

Anleitung zur korrekten Anwendung der Faszienrolle

faszienrolle und Co

Die Faszienrolle ist ein einfaches, aber mächtiges Werkzeug Trainingsplan der Fasziengesundheit. Hier sind einige Schlüsselpunkte für ihre effektive Nutzung [14]:

  • Auswahl der Rolle: Es gibt verschiedene Härtegrade der Faszienrollen mit diversen Oberflächenstrukturen. Ein weicheres Modell eignet sich für Anfänger oder bei empfindlichen Bereichen, während härtere Rollen für eine intensivere Anwendung genutzt werden können.
  • Technik: Beginne mit sanftem Druck und steigere diesen allmählich. Rolle langsam über die betroffene Region, pausiere an besonders schmerzhaften oder verspannten Stellen und halte den Druck einige Sekunden.
  • Regelmäßigkeit: Integriere das Rollen in deine tägliche Routine. Schon wenige Minuten täglich können signifikante Verbesserungen in Flexibilität und Schmerzlinderung bewirken.
  • Ganzkörperansatz: Obwohl du dich vielleicht auf spezifische schmerzhafte Bereiche konzentrierst, vergiss nicht, das Faszientraining als ganzheitliche Praxis zu sehen. Arbeite an verschiedenen Körperbereichen, um ein ausgewogenes Bindegewebenetzwerk zu fördern.

Faszientraining in Aktion: Übungen für den ganzen Körper

Das Faszien Trainieren entfaltet seine volle Kraft, wenn es in die Tiefe unserer Bewegungswelt eintaucht. Nicht nur die Muskeln selbst, sondern das gesamte Netzwerk aus Bindegewebe wird angeregt, gestärkt und in seiner Flexibilität gefördert. Die folgenden Übungen sind ein Schlüssel zu einem Körper, der durch ein harmonisches Zusammenspiel von Kraft, Beweglichkeit und innerer Balance besticht [15].

Effektive Faszienübungen für Anfänger und Fortgeschrittene

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Für Anfänger

Die Faszienrolle: Die Faszienrolle kann an fast jeder Stelle des Körpers angesetzt werden und ist einfach anzuwenden. Benutze sie für einfache Rollbewegungen über die Waden, Oberschenkel, vom unteren Rücken bis zu den Schultern. Dies hilft, Verklebungen im Bindegewebe zu lösen und die Durchblutung zu fördern.

Katze-Kuh-Übung als Faszientraining

Die Katzen-Kuh-Bewegung: Diese Übung ist eine alte Bekannte und vermutlich hättest du nicht einmal gedacht, dass sie zum Lockern der Faszien durchgeführt werden kann. Es ist eine sanfte, aber effektive Übung, die die Wirbelsäule mobilisiert und das Bindegewebe entlang der Wirbelsäule dehnt. Beginne auf allen Vieren und bewege dich sanft von einer Katzenbuckel- in eine Kuhposition, wobei du tief ein- und ausatmest.

Beckenkippen: Diese Übung verbessert die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule und des Beckens. Liege auf dem Rücken, beuge die Knie und stelle die Füße flach auf den Boden. Kippe dein Becken sanft nach vorne, um den unteren Rücken flach auf den Boden zu drücken, und dann nach hinten, um eine kleine Lücke zwischen Rücken und Boden zu erzeugen. Wiederhole dies langsam 10-15 Mal.

Faszienforscher empfehlen Dehnübungen beim Faszientraining

Stehende Faszien-Stretch: Stehe mit leicht gespreizten Beinen. Greife mit deiner rechten Hand über den Kopf zum linken Ohr und ziehe sanft den Kopf zur rechten Schulter, während du die linke Hand hinter dem Rücken nach unten drückst. Dies dehnt die Faszien entlang des Nackens und der Schulter. Wechsle anschließend die Seite.

2

Für Fortgeschrittene

Gentle Twist Stretch: Für die Dehnung der seitlichen Faszien sitze auf dem Boden mit ausgestreckten Beinen. Kreuze ein Bein über das andere und bringe den gegenüberliegenden Ellbogen auf das außenliegende Knie. Drehe deinen Oberkörper sanft zur Seite, halte die Position für einige Atemzüge und wechsle die Seite.

Lockern der Muskulatur

Myofasziale Freisetzung mit Tennisball: Für tiefere Spannungspunkte kann ein Faszienball verwendet werden, um gezielt Druck auf spezifische Faszienbereiche auszuüben, besonders nützlich bei verhärteten Faszien im Schulter- und Rückenbereich. Tipp: Ein Tennisball kann auch verwendet werden.

Pilates Roll-Up: Beginne in Rückenlage, strecke die Arme über den Kopf und roll dich langsam, Wirbel für Wirbel, in eine sitzende Position, während du die Arme nach vorne streckst. Rolle dann kontrolliert zurück. Diese Übung dehnt die Faszien entlang der Wirbelsäule und stärkt die Kernmuskulatur.

Spezielle Übungen für Rücken und Nacken

Der obere Rücken und der Nacken sind häufige Bereiche für Verspannungen und Schmerzen, die durch verklebte oder verhärtete Faszien verursacht werden können [16][17].

Faszien Stretch für den unteren Rücken: Setze dich auf einen Stuhl, spreize die Beine leicht und beuge den Oberkörper nach vorne, während du die Hände zu den Füßen streckst. Halte die Position für einige Sekunden, um die Faszien im unteren Rücken zu dehnen.

Schulterkreisen mit Faszienrolle: Stehe aufrecht und halte eine Faszienrolle mit beiden Händen vor dir. Führe die Rolle mit gestreckten Armen über deinen Kopf und hinter den Rücken in einer großen, kreisförmigen Bewegung. Dies hilft, die Schulterfaszien zu dehnen und zu mobilisieren.

Gewebe im oberen Rücken lockern

Faszienrolle für den Rücken: Platziere eine Faszienrolle unter deinem Rücken und bewege dich langsam auf und ab, um die gesamte Rückenmuskulatur und das Bindegewebe zu massieren. Achte darauf, sanften Druck auszuüben und die Bewegungen kontrolliert vom unteren bis zum oberen Rücken durchzuführen.

Nackenrollen: Mit einem Faszien- oder Tennisball kannst du spezifische Bereiche im Nacken bearbeiten. Lege dich auf den Rücken und platziere den Ball unter einem Punkt deiner Wahl im Nackenbereich. Bewege deinen Kopf sanft hin und her, um die Faszien zu lockern.

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